Musik:


Photos von Supersystem und jede Menge Vergangenheitsbewältigung

Schon wieder so viel passiert in letzter Zeit. Tolle Konzerte, viel Zeit auf Autobahnen verbracht, dann auch noch nen Job gefunden (und muß deshalb schon wieder umziehen und Wohnung suchen), viel im Café gearbeitet… bei letzterem war die schönste Anekdote, als Wackel-R., geistig und körperlich etwas benachteiligter Stammgast und ehemaliger Punkrock-Karaoken-Star, mal ausprobieren wollte, wieviel er so an Alkohol verträgt. Das dumme ist nur: sein Gedächtnis ist so schon nicht vom besten, deshalb braucht er immer einen Erinnerungszettel, wenn er seine Tasche an der Theke abgibt. Dieses Mal hat er also einen Test machen wollen, und auch bei der Bestellung des zweiten Bieres aufschreiben lassen, dass er jetzt schon zwei getrunken hat. Aber vor dem dritten wurde es ihm schon langweilig und er hatte den Test eh schon wieder vergessen. Nächstes Mal bitte mehr Durchhaltevermögen!

Richtig erwähnenswert unter den beobachteten Tanzveranstaltungen mit Livemusik war als erstes Dean Dirg und Zann im Kunstverein. Dean Dirg hatte ich ja schon zweimal in Esslingen miterlebt, dieses Mal mehr in heimischen Verhältnissen und auch noch als Headliner. Zann davor waren nicht mehr so Kindergarten, wie ich sie das erste Mal vor Ewigkeiten in der Hüttenschänke gesehen hatte, das ist aber auch schon sehr lange her. War alles recht fett, die Songs aber etwas zu lang und so Metal ist eh nicht mein Ding, aber dafür ganz gut. Dean Dirg dann wieder debil-genial, wie ich schon über die vier Bands in Esslingen geschrieben hatte. Von denen gibt’s jetzt auch ne Sammlung all ihres Vinyles auf einer 35 Song CD, passend „The 35 Minute Blitz“ genannt, und in lecker neon gehalten. Dazu noch Live-Videos und MP3-Boni, lohnt sich, und gerade auch für Leute wie mich die wegen Zwischenmiete schon länger nicht an ihr Vinylabspielgerät kommen.

Eine Woche drauf gab’s dann Oiro und Trend am selben Ort. Von letzteren hatte ich mal vor längeren ihr „Produkt“ im Yot besprochen, und leider schon lange nicht mehr rausgekramt. Ihren ersten Live-Auftritt im Kunstverein hatte ich dann aus auf-der-anderen-Seite-des-Globus-seins-Gründen verpaßt, aber aus anderen Quellen von den Live-Qualitäten der Band schwärmen hören. Und die waren wirklich unglaublich, und lassen mich jetzt wieder mit Vorliebe zu den konservierten Produkten der Band greifen. Die auf Platte etwas in den Vordergrund tretenden Störfaktoren (ggf. etwas zu wiederholend, manchmal knödelig) spielen live gar keine Rolle, da kommt das erst richtig gut. Super powervoller Wave-Punk mit Parolen, die eigentlich keine Parolen sind, und nem einnehmenden Hüpfball (aber nicht wegen der Figur!) am Mikrofon. Vielleicht so was wie die deutschen Fuses. Dazu gab’s noch zwei Neu-Punks, ca. 14-15, in der ersten Reihe, mit Slime- und Exploited T-Shirts, die zwischen den Bands den Boden wischten, damit sie wohl nicht so oft auf die Fresse fliegen. Dazu Bier- und Kippenschnorren und mit nackten Oberkörper rumposieren, sehr putzig. Einer von beiden hieß auch noch mit Punkernamen Flash, angeblich, weil sein echter Name Gordon ist :-D. Und sie haben auch gleich vor meiner Linse posiert, da sie hörten, dass die Bilder wohl im Internet landen… Leider mach ich wohl nicht die erwarteten Party-Photos, sorry.
Davor gab’s noch die Blurr-Hausband Oiro. Ganz nett, aber nicht wirklich der Knüller, der eine Gitarrist und Sänger Carsten gaben sich redlich Mühe, aber der Rest der Band hielt sich vornehm zurück, und das passte irgendwie nicht ganz. Dafür war das letzte Blurr zum Thema „Alter“ um so besser. Interessanterweise ist ja das Blurr das einzige von den vielen (damals meist A4) Fanzines von Anfang der 90er, das überlebt hat, wohl, weil es sich selbst nie so ernst genommen hat wie die meisten anderen, und mit der neuen Themen-Buch-Form einen neuen Weg gefunden hat. Irgendwie fehlt mir schon die bunter Blättervielfalt, denn die professionalisierten Dinosaurier und die bunten Werbe-Mode-Blätter sind ebensowenig Alternativen für mich wie Internetforen, Blogs oder Webzines. Na, da sollte ich mich wohl an der eigenen Nase greifen ;-).

Dann gab’s noch ein paar Sachen, die ich mir von der Theke aus ansah. Dazu gehörten Hero Dishonest, 4th Rotor und French Toast im K4 am 29.5.05. Erstere gingen komplett an mir vorbei, keine Ahnung, warum so belangloser Hardcore heute noch sein muß, zu viel, zu oft, zu einfallslos. 4th Rotor aus Kanada etwas angenehmer, sperriger Noiserock, aber auch nicht das Gelbeste vom Ei, zu oft zu unausgegoren und matschig. Und der Brüllaffengesang machte mir viel kaputt. Es steht und fällt einfach verdammt viel mit dem Gesang, und oft denk ich mir, dass sich einige Bands da drüber nicht so bewußt sind…
French Toast sind von Natur aus auch keine Gesangsvirtuosen, wissen aber um dessen Möglichkeiten und Einsatzarten. Und natürlich auch sonst wissen sie genau, was sie tun, kein Wunder, bei den musikalischen Erfahrungen, die in die Band einfliessen. Aber sie sind inzwischen eben darüber hinweg, irgendjemand etwas vorzumachen, und machen deshalb einfach nur, wozu sie Bock haben, und das wirkt einfach sympatisch und überhaupt nicht aufgesetzt, da können die zwei Herren Instrumente wechseln, so oft sie wollen. Auf Platte fehlte mir irgendwie der letzte Kick, live war dieser hingegen voll vorhanden. Melancholisch-trauriger, mal tanzbarer, mal rockender Gitarrenpop, mit verdammt viel Leidenschaft rübergebracht. Und auch da drauf kommt es an. Leider wie gesagt von hinter der Theke betrachtet, deshalb keine Fotos. Da hätte es so schöne Motive gegeben, wie „Rot steht, Grün geht“ – während der eine im roten Licht am Mikrofon mit seiner Gitarre steht, tänzelt der andere mit dem Bass im grünen…

Dann war da noch die Static 84-Reunion-Show in Zwiesel. Leider pilgerten nicht wie erhofft jede Menge alte Weggefährten aus früheren Tagen in Jugendcafé, so dass der Zeitmaschinen- und Party-Faktor sich in Grenzen hielt, bei den ganzen 16-Jährigen fühlte ich mich eher nur alt, genauso beim Violent-Dancing (falls es das war) am Anfang von Driving The Salt. Letztere waren ganz nett, wohl das, wovon Patrick Nipper schon seit Jahren geträumt hat – eine fette 88-Hardcore-Band mit Manta-Ellenbogen-Mikrofonhaltung. Gut gemacht, aber kommt für mich extrem zu spät, Static schaute ich mir ja auch nur wegen damals an und nicht weil mich so was noch wirklich begeistert. Die klangen übrigens fetter und professioneller als ich sie zu Lebzeiten in Erinnerung hatte, Turbo hatte auch noch diverse Moves drauf, aber ließ sich nicht mehr so aufs Knie fallen und ein paar Special-Posen habe ich vermißt. Dafür großartig Oises ins Publikum stürzen und danach hinter die Bühne wegen Verausgabung kotzen. „Holt’s dem Oise a Sauerstoffzelt“ – Turbo: „Und mir a Bierzelt!“ :-D. Als erstes spielten auch noch alte Favoriten von uns, Kitty Empire, die aber auf ihre Art in Würde gealtert sind, und mit denen die Zwieseler Landjugend nicht so viel anfangen konnte.

Supersystem Sicher auch noch erwähnenswert: Supersystem im Zerwirk-Gewölbe in München. Nach einem anstrengenden Tag auf Wohnungssuche in München und lecker Abendessen im Café Kopfeck waren wir zum ersten Mal im neuen Konzertort gleich neben dem Marienplatz. Und die Preise dort waren der Lage angepaßt: 12 Euro Eintritt und 3,30 für ein Bier und 2 für 0,2l Wasser, mein lieber Herr Musikverein! Wenn sich da nochmal jemand beschweren sollte, bitte ans Zerwirk verweisen. Ansonsten ist das eigentlich recht nett geworden, ein uri
ges Gemäuer, aber mit neuesten Facilities versehen, und einer Empore gegenüber der Bühne, die die Gefahr birgt, dass sich dort mehr Leute aufhalten als auf der Tanzfläche. Davor eine recht öde Lokal-Laptop-und-Schlagzeug-Band, die eigentlich immer wieder das selbe wiederholte und das war auch nicht so spannend. Zum Glück hatten wir eine Couch ergattert und konnten so unsere angeschlagenen manuellen Fortbewegungsmittel etwas entspannen. Leider wußten die Lokalheroen auch nicht, wann Schluß ist, und mußten glatt ne Stunde die Bühne belegen. Dann aber kamen mit Supersystem der eigentliche Grund unseres Erscheinens, und die waren leider nicht ganz so phänomenal wie die Vorgänger El Guapo bei ihrem Konzert 2003 im Zentralcafé. Sie spielten zum Glück noch die besten El Guapo Songs, wirkten aber etwas ausgepowert, und mit dem neuen robotischen Schlagzeuger und Justin am Bass ging ihnen das Alleinstellungsmerkmal verloren. Nämlich mit Justin am Schlagzeug den eigentlichen Frontmann ganz hinten zu haben, der dauernd nach vorne drängt. Zu dem nicht ganz gelungenem Konzert trug auch noch das unterkühlte Münchner Publikum bei, von denen anfangs neben uns nur 2 andere Spaß haben zu schienen. Bei den letzten Songs tauten dann doch noch ein paar auf, aber dann war’s zu spät. Schade um die schöne, nette Band, in einem anderen Rahmen wär das sicher besser gewesen. Ein paar Photos von dem Konzert gibt’s trotzdem!

The Plane Is On Fire Ach ja, viel neue Musik hör ich zur Zeit nicht, das liegt einerseits am Geld und andererseits am Zeitmangel, Zwischenmiete und viel unterwegs sein. Reingeflattert kam kürzlich doch noch was, und zwar die Honeymoon-Single der Hersbrucker The Plane Is On Fire. Ich hatte die mal vor einiger Weile als Support für Gogogo Airheart gebucht, und (auch Auszeit-bedingt) wieder aus den Augen verloren. Sie gehören trotz eines ex-Cyan-Mitglieds zu so was wie der zweiten Generation Hersbrucker Bands, wie Yucca und The Audience, die sich alle etwas schwer tun, zur Swing Deluxe Ecke Abstand zu gewinnen. Ist natürlich auch hart, wenn die schon ein breites Feld des bevorzugten Musikstils abgedeckt hatten, aber etwas mehr Kontrast täte gut, damit nicht die üblichen Vergleiche kommen und sie gleich in einer Schublade verstaut werden. Bei The Plane Is On Fire geht es mir so, dass sie ihre Sache eigentlich recht nett machen, und auch die im Proberaum enstandenen Aufnahme ist für diesen erstaunlich gelungen. Aber es ist eben so Party-Power-Pop mit exaltiertem Gesang und leicht melancholischer Kante, und da messen sie sich halt mit den lokalen Platzhirschen.

now playing: Patrick Wolf – The Gypsy King

Von Hot Snakes bis Mae Shi

Ich geb’s ja zu: eigentlich sind wir ja wieder nach Nürnberg gezogen, weil das die einzige süddeutsche Stadt ist, in der die Hot Snakes spielten, auf die wir auch schon seit Jahren (siehe Ted Leo) warteten. Letzten Samstag war’s dann so weit, auch wenn ich das Geld dringend nötig hätte, arbeitete ich nicht auf dem Konzert um mich den eher erfreulichen Dingen eines solchen Abends zu widmen. Und der fing schon damit an, dass extrem viel weitgereiste mehr oder weniger bekannte Gesichter anzutreffen waren, oder auch solche, die eher selten ihren Weg ins K4 finden. Leider waren’s am Ende nicht genug, um den Abend auch finanziell erfolgreich zu beenden. Scheint so ne Band zu sein, für die man entweder Feuer und Flamme ist oder eigentlich nicht interessiert. Egal, auch so war die Stimmung großartig, und vorne merkte man gar nicht, dass der Festsaal nur halb gefüllt war, so sehr drängten sich die Leute vom ersten Ton an an die Bühne. Davor gab’s übrigens noch Dan Sartain, nur mit Gitarre und Stimmer bewaffnet, aber das großartig. Der kommt aus Alabama, ist süße 22, sieht mehr tot aus als lebendig, könnte so auch vor 40 Jahren rumgelaufen sein und meint das ganze ernst, glaub ich. So bluesiger Rock’n’Roll, natürlich tief in Klischees gebadet, aber das ging da wirklich OK, ziemlich lebenslustig und sympathisch präsentiert.
Die Hot Snakes hatten danach hohe Erwartungen zu erfüllen, und die erfüllte ein guter Teil des Publikums eigentlich sich selber, mit Konfettis und Tanzekstase und gutturalem Gegröhle. Sie waren dann auch wirklich gut, am Anfang hat mir der Sound leider nen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, der wurde aber später besser. Sie wirkten teilweise etwas abgeklärt, es war auch optisch natürlich nicht so was geboten (nicht so toll zum fotografieren), kein Wunder bei dem Durchschnittsalter. Musikalisch gab’s nicht viel zu meckern. OK, mir sind eigentlich die langsameren, melancholischeren Stücke lieber, so ist auch die Suicide Invoice meine Lieblingsplatte (leider wurde Why Does It Hurt sträflich vernachlässigt), und sie haben mehr Wert auf die schnellen Kracher gelegt, wie’s auch auf der Audit In Progress sich stärker verbreitet ist. Aber das saß schon gut und ging natürlich OK. Aber etwas bezeichnend, wenn für mich der Gänsehaut-Höhepunkt mit Luau und Bullet Train To Vegas von Drive Like Jehu, der lang verblichenen Vorgängerband, erreicht wurde. Bin wohl doch noch nicht alt genug für das straightere Zeug ;-).

Am nächsten Tag sah ich mir von hinter der Bar The Mae-Shi und Rapider Than Horsepower im Café an. Die beiden Bands boten dann schon mehr fotografierenswerte Aktion auf und vor der Bühne, leider war ich aber aus hinter-der-Bar-Gründen nicht mit einer Kamera bewaffnet. Das Café war ziemlich schlecht gefüllt, was aber leider bei Bands aus dieser vorgeblich anstrengenderen Ecke (zu Hause ist das häufig wirklich nicht der geeignete Soundtrack) nur zu oft der Fall ist. Die, deren Geschmack sich mit dem Vorabend vereinbaren ließ, widmeten sich ob des wohl zu ausdauerndem Feiern in erster Linie dem Club Mate als Lebenselexier, selten hatte ich da so viele von hintereinander verkauft.
The Mae-Shi fingen an, und es war ein irgendwie seltsames Konzert. Für gewöhnlich sind so Leute, die so Musik machen, nicht so junge Bürscherl, wie die, die sich da präsentierten, dann wirkten die auch noch eher wie bei einer Probe, so eher auf sich gegenseitig bezogen und nicht auf das Publikum. Mal dies ausprobieren, mal das, etwas improvisieren, der Gitarrist, der mit hochgeschlossener Trainingsjacke und kabelloser Gitarre immer wieder vor der Bühne hin- und herlief, trug sein übriges dazu bei. Machte Spaß zuzugucken, und war auch musikalisch höchst interessant, wie aus Krachkakophonien Strukturen erwachsen und kurzzeitig Sinn machen um dann wieder umzukippen, um dann von Acappella mit (ach-das-ist-keine-Sample-sondern-vokal-hergestelltes-)Hundegebell durchsetzt abgelöst zu werden, und dann gab’s dann doch wieder kleine Hits dazwischen. Zwischendrin war dann noch Schnurbart-mit-Edding-ins-Gesicht-malen angesagt. War nicht so amüsant wie beispielsweise Chinese Stars oder Ex-Models, hat damit aber auch wieder gut Erwartungen gebrochen.
Rapider Than Horsepower waren im Vergleich dann konventioneller. Das heißt hier gab’s immer Songstrukturen, die recht ambitioniert, aber im Gesamtbild etwas abwechslungsreicher hätten sein können. Manchmal hatte es gar was von irgendwelche Fusion-Zeug, was jetzt nicht so meins ist. Blickfang war natürlich der Sänger mit dicken Locken und lustigen Tattoos, zu dem die Brocken „Commitments“, „School Of Rock“ oder „Metal-Angel“ hingeworfen wurden, der eine ganz seltsame Art von quietschigem Sprechgesang pflegt, welcher leider etwas unterging, und auch etwas von einem Hüpfball mit fliegenden Armen hatte.

Five months in a leaky boat

Für die die’s noch nicht mitgekriegt haben: Kerstin und ich sind inzwischen wieder in Nürnberg gelandet, erstmal nur zur Zwischenmiete, mal sehen, was sich so ergibt. Eigentlich wollten wir ja nur kurzfristig zur Jobsuche nach unserer Reise unter dem Dach unserer Eltern (billig) Zuflucht finden. Da aber auch bei uns die Jobsituation (dollerweise genau seit 2004) kritischer geworden ist, und sich das kurzfristig langfristig ausgewirkt hat, konnte das so nicht weitergehen. Deshalb haben wir uns erstmal ne vorrübergehende Bleibe in Nürnberg gesucht, da dort u.a. das kulturelle Angebot einfach besser ist (siehe heute abend – eins von drei Konzerten der Hot Snakes in Deutschland :-D), und inzwischen auch mehr Kontakte als anderswo da sind und der Musikverein uns immer noch am Herzen liegt.

Viel unterwegs waren wir auch in letzter Zeit, u.a. eben mehrmals zwischen Südostbayern und Nürnberg wegen Wohnungssuche und Konzerten gependelt, und dann gab’s auch noch ein paar familiäre Anlässe, und den schnellsten Umzug, den ich je gemacht hab. Das ist halt der Vorteil von möblierten Wohnungen. Zwischenzeitlich gab’s auch noch den neuen Papst, und, das sollte ich jetzt nicht unterschlagen, was soll ich sagen, ich hab auf der selben Schule wie dieser mein Abitur gemacht. Wenn jetzt dadurch meine Arbeitsmarktchancen nicht rapide gestiegen sind, deshalb dieser geschickte öffentliche Rückgriff, weiß ich es auch nicht. Ach ja, eine Verbindung zu einem anderen aktuellem Großereignis: mußte eigentlich noch jemand bei Benedikts erstem Auftritt an den Imperator denken? Ein weiteres große Ereignis war wohl, dass die Robos nen Deal mit Epitaph Records haben, als 2. deutsche Band überhaupt, gratuliere. Und dabei sind sie mal wieder so geschickt reingestolpert, dass wohl alle Beteiligten glücklich sind. Hoffentlich hören sie sich jetzt aber nicht an wie Bad Religion, aber ich glaub das ist ein seeehr altes Klischee.

Einen Tag bevor wir unsere neue Wohnung begutachtet haben waren wir noch bei The Data Break und The World/Inferno Friendship Society im K4 gelandet. Erstere sah ich zum ersten Mal, war ganz nett und sympathisch, nur wie unten schon erwähnt war ich erstmal mit meiner neuen Kamera beschäftigt. Nach jahrelangen Konzertfotos mit diversen „Prosumer“-Digiknipsen habe ich mir den lange angesparten Wunsch nach einer digitalen Spiegelreflexkamera, in erster Linie wegen Reaktionsgeschwindigkeit, dediziertem Autofokus und geringem Rauschen bei hohen ISO-Zahlen, erfüllt. Dummerweise mußte ich an dem Abend nicht nur gleich die neue Kamera testen, sondern auch noch den alten, aber für die Kamera ideal geeigneten externen Blitz meines Vaters. Eines hätte wohl erstmal gereicht, aber ich wollte es wohl lieber anspruchsvoller ;-). Außerdem neu an diesem Abend war, dass die Boxentürme von früher Geschichte sind dank der neuen Musikvereins-eigenen Anlage. Dadurch ist die Bühne praktisch rundherum frei, und ich als langer Hausphotograph kann nicht mehr so gut vor den Menschenmassen in den Schatten einer Box fliehen, und ersteren nicht im Blickfeld zu stehen. Sorry. Und aus hinteren Reihen knippst es sich leider schlechter. World/Inferno hatte ich auch schon mal besser erlebt, war schon gut und unterhaltsam, aber für mich nicht mehr so die Offenbarung wie bei der 1. oder 2. Tour. Ich find ja immer noch die ersten Singles am besten, und davon war bis auf Tattoos Fade nix zu hören.

Viel schlimmer fand ich kurz darauf, wir waren an diesem Tag schon nach Nürnberg gezogen und ich saß schon wieder die meiste Zeit an der Kasse, Transistor Transistor. Waren sie bei der ersten Tour eher ein ausgelassener Kindergarten bei einer Liveprobe, nix weltbewegendes, aber amüsant, fehlte dieses mal einfach der Humor. Eigentlich ist es das, was ich mit Metal meine, auch wenn das nie jemand richtig versteht. Nicht musikalisch, sondern dieses sich furchtbar ernst nehmen in nicht so origineller Musik die gerne vor Testosteron strotzt. Laaangweilig. Dieses Hormon versprühten zwar auch Todd etwas, jedoch mehr in form einer brachialen Noiserockbetonwand, was ich als etwas weniger schlimm empfand, jedoch empfinde ich mittlerweise diese typischen humorlosen Männerkonzerte etwas absurd.

The NationalAls richtig schön geworden empfinde ich die neue Platte von The National namens Alligator. Dieses mal haben sie es meiner Meinung geschafft, ihr Harmonieempfinden so perfekt zu arrangieren und durchkomponieren, das fast durchgehend Hits dabei sind, die weniger vorbeiplätschern. Natürlich eigentlich schon fast Altherrenmusik, aber mit feinen Ausbrüchen durchsetzt und vielleicht bin ich ja auch schon ein alter Herr. Da fällt mir der Frank ein: auf xyeahx wurde ja das revolutionäre Konzept verkündigt, nicht mehr nur Bands zu machen, die gleich klingen, sondern auch etwas anders musizieren. Wow. Da fallen mir glatt The National ein, die zusammen mit Black Eyes im K4 gespielt hatten, und das sind wirklich zwei komplett gegensätzliche Musikkonzepte, die aber irgendwie sich wunderbar ergänzt hatten. Erstere hatten letztes Wochenende in München gespielt, leider hab ich sie verpaßt. Vielleicht ist ja wieder Gastgeiger Padma auf der Tour dabei, der uns so nett in Australien Obdach gegeben hat. Falls ihn jemand trifft: schöne Grüße und so.

Hot Hot HeatHot Hot Heat empfand ich am besten auf ihrer Knock Knock Knock EP. Zwischen ihrer lärmigen Vergangenheit und ihrer Stadienzukunft machten sie spannende Musik zwischen vielen Pfosten, die sehr erfrischend und aufregend war. Die nachfolgende LP Make Up The Breakdown war OK, etwas zu nölig vielleicht, und auf der EP waren die Songs durchgängig besser. Von der neuen namens Elevator hatte ich nicht viel erwartet, und irgendwie brauchte ich ein paar Anläufe, aber dann lief sie mir gut ins Ohr. Die Refrains sind rafinierter, alles etwas vielschichtiger und dabei noch poppiger. Und sie sind auch noch von Sub Pop ganz zum Major gewechselt. Aber wenn der beste Effekt des Dance-Punk-Hypes ist, dass es wieder anhörbare Mainstreampopmusik wie diese hier gibt, meinetwegen.