Vier Bands in Esslingen

Vor zwei Wochen waren wir endlich mal wieder auf einem Konzert. Winterpause- und reisebedingt waren wir ganz schön ausgehungert, und da bot es sich für uns an, wenn wir eh mal wieder Jörg in Esslingen besuchen wollten, das am 19.2. zu tun. Denn da spielten Short Fuse, An Albatross, Dean Dirg und The Hatepinks, das lohnt sich dann schon mal für vier Bands, von denen wir dann auch zwei schon kannten. Wetterbedingt nutzen wir mal wieder die Deutsche Bahn mittels Schönes Wochenende Ticket und durften uns auf der Strecke nach München lautstarke Unterhaltungen von echten Bayern-Fans auf dem Weg zum Spiel mitanhören, das waren aber „de anständigen, net de üblichen Fußballfans“ laut Eigenaussage ;).
Das ganze Drumherum laß ich jetzt mal weg, vielen Dank auf alle Fälle an den Jörg für die Beherbergung und alles andere und an die Küchencrew für das Abendessen. Vor dem Konzerte gab’s noch ne kleinen Vortrag zur Lage des unabhängigen Jugendhauses OBW9 in Stuttgart, was zwar gut gemeint war, aber präsentationstechnisch etwas in die Hose ging.
Short Fuse sind so ne Highscore-Nachfolge-Band und machen so richtig alten Hardcore in Minor Threat Ecke, an sich OK (besser als so Youth Crew oder Metal Bollo), aber muß das so furchtbar ernst sein? So was kann man heutzutage eigentlich nicht mehr bringen, das muß einfach mit Humor gebrochen werden, und wenn ich mir das Minor Threat Video angucke dann war das eigentlich schon damals nicht so tierisch ernst.
An Albatross waren dagegen meiner Meinung nach humoristisch besser, auch wenn Kerstin denkt, die könnten das auch ernst meinen – aber das kann doch nicht sein, wenn die teilweise eine Optik wie The Darkness auf Tramp an den Tag legen. Spielten für so Screamo-Synthie-Geknüppel über erstaunliche 30 Minuten mit vielen Stretchübungen und Körpereinsatz. Der Sänger war aber für das androgyn und magersüchtig Klischee schon fast zu durchtrainiert. Kommt wohl von der Aerobik. Ein bißchen mehr Abwechslung und Wiedererkennungswert bei den Songs (mit Ausnahme der 3-4 Hits) wäre schön, aber auch so sehr unterhaltsam und lohnenswert. Aber ich würd’s nicht wie Evil Evie gleich in die Kategorie „Konzert des Jahres“ stecken.
Auch wieder sehr unterhaltsam: Dean Dirg, die wie wir das letzte Mal im Komma waren, als sie mit Yage spielten. Unglaublich: der Sänger mit Namen Doph hat sich inzwischen von eher Grischperl mit Afro zu einem echten Wolle-Petri-Verschnitt gemausert. Am Anfang haben wir den gar nicht wiedererkannt als er vor unserer Nase Tischtennis spielte. Aber auch die anderen Jungs sind optisch nahe an hochstilisierten Comic-Figuren, was dem i den Punkt aufsetzt. Musik machen sie auch, und auch wenn es eigentlich immer nur ein Song ist, den sie wiederholen, ist der ziemlich gut – sowas wie Circle Jerks auf 180 durch den Verzerrer gejagt. Auch X-Mist-Armin fand sie dann „musikalisch beeindruckend“. Und stimmungstechnisch waren sie dann die Gewinner.
Die Hatepinks konnten dann eh nur noch verlieren, ist eigentlich auch schon üblich, daß bei vier Bands die vierte verdammt viel reißen muß, um zu überzeugen. Das konnte sie sicher nicht, auch weil um die späte Stunde das Komma sich schon deutlich leerte. Musikalisch war das auch weniger New Wave, wie angekündigt, als Punkrock, so Richtung Briefs, und die Songs zündeten leider bei mir nicht richtig. Kam so nach Baukastenprinzip rüber – okayer Part an Part macht noch keinen Hit. Zumindest lobend erwähnt werden sollte noch der Einsatz um das Publikum, welches immer wieder durch Eindringen in dessen natürlichen Aufenthaltsraum animiert werden sollte.